Freitag, 18. März 2011

Himmel und Ääd II

Nottie kocht für uns eine  Variante von Erdäpfelpüree und Würstchen, begleitet von süßem und scharfem Senf, Rucolasalat mit Schafskäse und Rumtopffrüchte mit Vanilleeis. Brunett und ich spachteln, denn wir haben angesichts fortlaufender Teammeetings über den ganzen Tag nur Äpfel gegessen, keine Chance davon satt zu werden. Das Püree ist weich, die gebratenen Zwiebeln glasig und die Röstaromen der kleinen Nürnberger bringen uns um den Verstand. Aber nur kurz, denn wie immer diskutieren wir plötzlich hochintellektuelle Themen wie die Absurdität einer Funkerinnenprüfung im digitalen Zeitalter. Diane erklärt uns wie die Funkanlage auf einem Boot funktioniert und wie kompliziert es ist, sie zu bedienen. Im Notfall einfach „HELP“ in das Mikrofon zu brüllen, nützt nichts, denn auch in Seenot muss sich die Seglerin an die Regeln halten.  Hilferufe werden in Englisch und in sprachlich angemessener Näherung an die vermutete Notlage durchgefunkt, da braucht es linguistisches Geschick und die Beherrschung eines Katastrophenvokabulars. An Deck selbst schreien sich alle aber in der Landessprache an, da heißt es neuerdings nicht mehr „Mann über Bord!“, sondern „Person über Bord!“, was wir durchaus für eine Errungenschaft der feministischen Sprachwissenschaft halten. Wahrscheinlich sagt das aber nach der Prüfung niemand mehr und es gehen in der Praxis weiterhin nur Männer über Bord.