Donnerstag, 15. Juli 2010

Grüne Zitronen

Zum Aperitif gibt es Caipirinhas. Das ganze Essen steht heute unter dem Motto Zitrone, es kommen Diane, Brunett, die Gräfin und Schenny. Ganz spät noch Nottie. Wenn ich ein Thema habe, fällt mir das Kochen leichter. Kaufe also grüne und gelbe Zitronen, Limetten für die Caipis, Zitronenjoghurt und Orangen. Vor kurzem ist mir aufgefallen, dass Orangen im Sommer billiger und saftiger sind als im Winter. Mein heute-koche-ich-Markenzeichen sind Orangenfilets im Salat. Nottie Blümchen, Peggilie Orangenfilet. Nach den Caipis trinken wir Weißwein und das Essen geht weg wie nix. Schon versinkt die Sonne, was ich aber nicht sehe, denn ich sitze mit dem Rücken zur Aussicht. Bin leicht angetüttelt, stimmt, wir hatten im Büro mittags eine kleine Feier und haben etwas Sekt getrunken. Kurz danach war ich am Geldautomaten und die PIN ist mir nicht eingefallen. Auf dem Heimweg ist die Einkaufstüte geplatzt und die grünen Zitronen sind herausgekullert. Es war dann nicht wie im Film, dass wie gerufen ein attraktiver Mittvierziger meine Ware aufliest und mir vorschlägt, einen Kaffee trinken zu gehen. Aber ich hätte sowieso keine Zeit gehabt. Meinen Nachtisch nenne ich Green-Lemon-Quark und ein kleines Raffaelo ziert seine blasse Oberfläche.

Samstag, 10. Juli 2010

How lovely!

Kalte Gurkensuppe auf der Dachterrasse, ich könnte mich hinein legen. Den anderen geht es nicht anders, denn plötzlich ist nur noch das Gefiepe der Mauersegler, die hier ihre Runden drehen. Dann das metallene Geräusch der Löffel in leeren Tellern. Mehr! Die Gurken sind so püriert, dass noch kleine Stückchen zu kauen sind. Zwischen Kresse- und Knoblauchfäden der kühle Kefir. Das Gesamtkunstwerk entfaltet sich im oberen Mundraum: das wässrig-herbe der Gurke, die Bitterstoffe ihrer Schale, der morbide Hauch des Knoblauchs und die Säure der vergorenen Milch. Ein perfekter Cocktail. Man könnte diese Suppe auch aus dickbauchigen Gläsern schürfen, vergessen, dass das hier ein Essen ist, immer weitertrinken, bis einem die grüne Soße aus den Ohren herauskommt. Ich frage mich, wie das wohl schmeckt, wenn man Wodka dazutut, wie sich die Geschmacksnoten verschieben und welche Dominanzen sich entwickeln. Was denken eigentlich die anderen? Auch sie bewegen still und konzentriert die Essgeräte, ihre Blicke hängen auf den englischen Ornamenten der Servietten aus Cornwall, how lovely. Unvermutet flüstert mir Brunett zu, es gibt viele Variationen von kalten Gurkensuppen. Ob sie weiß, wie glücklich sie mich mit dieser kleinen Bemerkung macht? Warum noch Salat, gebratenen Lachs, in Butter und frischen Kräutern geschwenkte Garnelen essen, wenn man eine Palette von Gurkensuppenrezepten ausprobieren kann. Das kleine Tischgespräch, das dann doch noch aufkommt, geht über die voraussichtlich lange Phase des sonnigen heißen Wetters. Ideale Voraussetzunge für eine neue Leidenschaft.

Mittwoch, 7. Juli 2010

Keine Kohlehydrate

Eine große Herausforderung für die Zubereitung von wohlschmeckendem Essen ist die Vermeidung von Kohlehydraten. Hinzu kommt die aus dem Ayurveda entlehnte Regel nach achtzehn Uhr nichts mehr zu sich zu nehmen außer vielleicht Kräutertee. Aber darum soll es heute nicht gehen, denn wir essen IMMER nach sechs. Unsere Kochgruppe ist ja eigentlich eher eine Ess- bzw. Tischgesprächsgruppe. Die Motivation ist eine rein kommunikative, auf keinen Falle eine kochtechnisch als haute cuisine zu bezeichnende, in der sich von Essen zu Essen die Köchinnen quasi an Einfallsreichtum und Exquisität übertreffen. No fancy stuff! Gute solide Hausfrauskost mit dem Zweck des regelmäßigen Zusammenkommens zum Austausch von whatsoever. Das mit den Kohlehydraten ist aus diesem Grund nicht wirklich ein Problem, weil es ja nicht primär ums Essen geht und die Diätanten einfach auf die Pasta verzichten können: Salat und Fleisch steht bei dieser Hitze bis in die späten Abendstunden sowieso fast immer auf dem Tisch. Ungesüßte Früchte zum Nachtisch gehen auch. Statt sie mit Zucker und Obstbrand, gerösteten Mandeln und einem Klecks Sahne zu servieren, kommen sie leicht geeist und ganz pur auf den Teller, ohne Schnickschnack. Sie schmecken dann zwar wie M&Ms kurz bevor die Schokolade anfängt zu schmelzen, aber sie sind gesund und mit etwas Glück haben sie auch ein wenig Eigengeschmack. Vielleicht gibt es ja noch einen dicken Espresso mit einer fetten belgischen Praline zum Schluss.