Freitag, 27. August 2010

Heimat

Diane und ich machen Quinoaauflauf mit Chilies und Schafskäse, dazu Rote Beete und Grünen Salat. Vorher gibt es eine Hühnersuppe, es ist so kalt. Die Suppe macht friedlich, denn es ist eine Aufregung im Haus, die von einem Einbruch rührt. Geld und Schmuck, die klassische Beute, dazu mit Gewalt aus den Angeln gerissene Türen, aufgebrochene Schränke und demolierte Bücherregale. Am schlimmsten ist der Schock. Wir fühlen uns nicht mehr sicher in den eigenen vier Wänden, fühlen uns bedroht, beobachtet, der Privatsphäre beraubt. Was, wenn sie wiederkommen? Zum Auflauf werden nach einer kurzen Erläuterung Dianes was Quinoa ist verschiedene Abwehrmaßnahmen diskutiert. Es gibt die Natodraht-Verfechterinnen, die Natodraht-Gegnerinnen, es gibt die Videoinstallations- und die Türschlossverstärkerbefürworterinnen. Die  argentinische Tangomusik, bei der wir in Tanzlautstärke und einem karamellfarbenen Sherry das Essen zubereitet haben, wird immer leiser, tritt völlig in den Hintergrund. Doch plötzlich schlägt die Stimmung um, ausgelassene Heiterkeit bricht durch. Gutedel aus der Heimat schimmert gelb in den Gläsern. Diane, die Gräfin und ich kommen aus der gleichen Gegend. Die Erdbeeren duften, sie sind mit Schnaps aus der Heimat aufgemotzt, ungesüßte Schlagsahne dazu und alle lecken sich das Mäulchen. Wir sind sechs heute Abend und der Tango hat gewirkt, auch wenn keine zugehört hat.

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