Montag, 13. Dezember 2010

Geheimrezept

Wenn wir nicht kochen backen wir. Vor Weihnachten backen wir mehr als wir kochen. Damit es spannend bleibt, probieren wir Geheimrezepte aus. Die unausgesprochene Latte hängt beim zartesten, duftendsten Gebäck, das frau (man) sich überhaupt vorstellen kann bzw. jemals gegessen hat. Zum Beispiel Zimtsterne. Die Gräfin und ich treffen uns mit den erlesensten Zutaten: Eier von grauen Perlhühnern, handverlesene Mandeln von der mallorcinischen Ökofinca dieses deutschen Sängers (wie heißt der gleich noch?), Süßrahmbutter, die vom Schlagen mit Holzschlegeln ganz geschmeidig ist, Zimt aus ayurvedischem Anbau auf Sri Lanka. Gut, ich lenke ein, das ist alles übertrieben und bei diesen Ökosachen weiß man ja sowieso nicht, ob die wirklich bio sind. Egal, wir nehmen sie trotzdem. Die Gräfin ist im Besitz von Geheimrezepten, das hat irgendwie mit ihrer Familie und natürlich mit ihrer Herkunft zu tun. Ich fühle mich geehrt, einen Blick auf das in dunkelblauer Tinte verfasste Blatt für die Herstellung von Zimtsternen werfen zu dürfen. Die Zutatenliste ist erstaunlich kurz: 500 g Mandeln, 5 Eiweiß, Puderzucker und Zimt. That`s it. Doch diese vier beschäftigen uns für eine ganze Weile, im Geiste rechnen wir schon um, wie viel so ein einzelner Stern wohl wert ist, wenn frau (man) alles hineinrechnet (auch Arbeitszeit, klar). Die Gräfin hat das erstaunlich schnell raus: 1 oder 4 Euro, je nachdem ob sie als Grundlage den Lohn eines Konditorgesellen oder die Gage eines Sternekochs nimmt. Beides wäre zu teuer, wollten wir das Gebäck verkaufen, aber das möchten wir ja gar nicht. Wir legen es auf Etageren aus Goldrandporzellan, wo es von allen bewundert und dann gegessen wird. (Jetzt fällt`s mir wieder ein: Peter Maffay).

2 Kommentare:

  1. Ich habe am Samstag ein Adventskaffee gemacht. Und habe auch extra mein gutes Porzellan mit Goldrand (geerbt von Oma) rausgeholt. Wir haben uns richtig gut gefühlt damit. Wie Königin Luise. Das Gebäck schmeckt von den Tellern viel besser als von meinem "normalen" Geschirr. Und der Weihnachtsbaum in rot und gold tut sein übriges.

    Marie

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  2. Oh je, der Goldrand von meinem geerbten Geschirr ist schon ganz blaß und nur noch zu ahnen, vom vielen Geschirrspülerbenutzen in der WG. Na ja, es ist zwar von Rosenthal, aber nicht von der Königin Luise. Und gebacken hab ich dieses Jahr ohnehin nicht. Ich werde in mein nächstes Buch schreiben: Für meine Kochgruppe - mit Dank für viele selbstgebackene Plätzchen (heißt bei euch 'Gebäck')! Oder so ähnlich. So wie andere reinschreiben: Für meinen Mann Wilhelm, der mich stets ermuntert hat. Oder bring ich da was durcheinander?

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