Dienstag, 21. Dezember 2010

Schwarzweiß

Beim Fisch gibt es politisch korrekte Sorten, das weiß jedes Kind, dem Greenpeace schon mal einen Luftballon geschenkt hat. Der konventionelle Fischhandel bietet jetzt auch Biofisch an, also entweder Wildfang von noch nicht überfischten Sorten oder Fisch aus artgerechter Haltung in norwegischen Ökofischfarmen. Ich kaufe Kabeljau, weil es im Rezept steht, fünf Filets. Für die bereite ich einen Mantel aus Mandeln, Brosamen, Butter und Zitrone zu, würze mit Muskat. Auch ohne Backen schmeckt diese Paste schon köstlich und einmal in Probierlaune, stecke ich jetzt überall meinen Finger rein: In die mit Rotwein glasierten Schalotten, in den mit Möhrenstückchen verzierten schwarzen Reis, der ein basmatiähnliches Aroma verströmt. Die mit Mandarinen aufgeschäumte Soße hält sich bis auf die Teller. Brunett, die eben noch ihr Auto gecrasht hat, hält inne, schnappt sich ihre Gabel und wünscht guten Appetit allerseits. Die Gräfin wiegt das feine Fischsilber in ihrer adligen Hand, Nottie bewundert das linnene Tischtuch und Diane freut sich, denn beide sind aus ihrem Bestand. Eine würdige Kulisse für diese Kabeljaushow. Das Gruppengefühl wogt über den Tisch, draußen schneit es leise weiter. Wir sollten unserer Energie ein gemeinsames Ventil zur Verfügung stellen meint Nottie. Als Gruppe sind wir so was von stark, eine Kraft, die es vorzugsweise in politische Willensbildung einzusetzen gilt. Wir schmunzeln, trinken italienischen Weißwein und denken, sie hat ja sowas von Recht. Wahrscheinlich könnten wir die Geisterinnen unserer Großmütter an den Tisch bitten und sie würden Platz nehmen ohne mit der Wimper zu zucken.

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