Freitag, 15. April 2011

Locus Comenius

Brunett ist toll. Kaum aus dem Büro heraus, einmal schnell durch den Supermarkt geflitzt, stellt sie ein imposant nach Paprika duftendes Gericht auf den Tisch als hätte sie alle Zeit der Welt gehabt für uns zu kochen.  Die roten und grünen Schoten schmoren in einer würzigen Brühe, darüber dünstet Fisch.  Auch der Spinatsalat sieht aus, als wäre er mit Weile zubereitet, doch es sind Champions, Kürbis- und Pinienkerne. Zwischen zwei Sorten Weißwein auszuwählen ist nicht einfach, aber die Gräfin weiß, dass sie keinen Silvaner will. Und tatsächlich, er ist blass im Abgang, geradezu unscheinbar trotz seiner 13,5 Prozent. Mit weißem Burgunder sind wir auf der sicheren Seite, den Fisch spülen wir glatt runter. Weil Schenny kurzfristig nicht kommen konnte, ist Brunetts Nachbarin da, sozusagen nachgerückt. Sie lacht herzlich und erklärt uns das mit den böhmischen Glaubensflüchtlingen, die sich in Rixdorf im Comeniusgarten versteckt haben. Herausgelockt hat sie die Harfenjule, die mit ihrem Instrument wie der Flötist von Hameln immer eine Schar Kinder hinter sich her zieht, Maiglöckchen im Haar.

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