Mittwoch, 22. September 2010

KabeljAUAUflAUf

Brunett und Schenny kochen in der roten Küche. Brunett überlegt, ob es nicht schöner wäre mit Gemeinschaftsküchen, wo man sich dann ganz zwanglos trifft und einen Wein auf der Eckbank trinkt. Schenny findet die Idee nach jahrelanger WG-Erfahrung nicht so prickelnd und bezogen auf das heutige Fischgericht hätten wir ganz futterneidisch um jedes Häppchen kämpfen müssen, weil ständig irgendwelche Leute fragen würden, ob sie mal naschen dürften und keine von uns würde sich trauen zu sagen hau ab, das ist unser Auflauf. Auf seinem gemütlichen Bett aus Karotten, Lauch und Ananas hat sich der Fisch ausgestreckt, zeigt seine leichte sommerliche Bräune, die in stolzem Kontrast zur sahnigen Soße steht. Warum wir direkt nach dem ersten Bissen über Gewalt reden und die Vor- und Nachteile von Kannibalismus erörtern, liegt vielleicht an der diskreten Einspielung von Element of Crime. Die süffisanten Bemerkungen Schennys über den geschlechtsspezifisch eher untypischen Amoklauf der Anwältin aus Lörrach (aus der Nähe der Heimat) sind von leichter Bewunderung geprägt. Würde nicht gerne jede von uns insgeheim mal so eine Wumme abfeuern, muss ja nicht gleich der eigene Mann sein, kann auch erst mal ein unschuldiges Tier sein, dass wir danach gemeinsam verzehren, schön serviert in einer gusseisernen Form, so schwer, dass frau sie kaum vom Ofen auf den Tisch tragen kann. Ein Kaninchen vielleicht oder ein Reh.


1 Kommentar:

  1. Diane grüßt aus Marrakesch:
    Eine Symphonie aus Orange, Gelb und Rot und etwas Gruen - das sind die Gerichte, die ich hier in Marrakesch in den Garkuechen auf dem "Platz der Gehenkten" (Gewalt ist doch ueberall!)schon des oefteren gekostet habe: Couscous aux legumes or tajine aux legumes - wenn ich mir die Gewuerzmischung auf den Suqs noch besorge, dann gibt es das vielleicht auch bald mal in Berlin!
    Gruesse aus der roten Stadt - ach und der Canetti, Schenny, passte 1A! Merci!

    Diane

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