Donnerstag, 21. Oktober 2010

Brigade Roter Kochlöffel

Die Politisierung unserer Kochgruppe nimmt von Essen zu Essen zu. Im Sommer haben wir über die Abwehr feindlicher Nachbarn durch Natodraht und Elektrozäune debattiert und den ästhetischen Gesamteindruck der Pflanzenkübel auf der Dachterrasse verteidigt, schließlich sind die Kräuteranpflanzungen Teil unserer angestrebten Subsistenzwirtschaft. Nun scheint die Bezeichnung Kochgruppe als viel zu harmlos, ja geradezu anbiedernd an das Patriarchat und seine Zuweisung des weiblichen Geschlechts in die Küche. Dabei sind wir doch Teil einer Wirtschaftseinheit, die ihre Aufgabe im Produktionsprozess ausführt. Und das autonom und selbstverwaltet. Den Wettbewerb zwischen den Küchenkombinaten lehnen wir natürlich ab und es wird gegessen, was auf den Tisch kommt. Heute ist das eine dampfend heiße Hühnersuppe als Einstieg mit Hühnerklein aus artgerechter Haltung, Rucolasalat mit Orangensenfsoße aus der LPG, ein phantastisches Quarksoufflé, das aussieht wie die verschneiten Gipfel der östlichen Kaparten, selbstgebackene Mandelkekse und Saale-Unstrut-Wein aus handbewirtschafteter Steillage. Nottie sagt wir sollen uns in Rote Kochlöffel umbenennen; sie ist die Radikalste von uns.

1 Kommentar:

  1. Wir haben kürzlich beim Kochen/Essen über Literaturnobelpreisträger und deren Einfluss auf die Politik in ihren Ländern diskutiert. Es ging in erster Linie um den aktuellen (Mario Vargas Llosa) und den von von 2003 (J.M. Coetzee). Dabei muss man allerdings aufpassen, dass die Stimmung nicht zu schwermütig wird.
    Marie

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