Mittwoch, 13. Oktober 2010

Was aus uns geworden wäre

Brunett wollte eigentlich Meeresbiologie studieren. Vielleicht wäre sie dann anstatt mit uns in der Koch- in einer Kombüsengruppe zum Beispiel auf der MS Greenpeace. Sie bezweifelt das allerdings. Sie meint sie wäre eher Wasserschildkrötenpflegerin im Sealife Göttingen. Wir sind zu Gast bei der Gräfin. Sie kredenzt Gutedel aus der Heimat, temperierten Kartoffelsalat ohne Mayonese und Brühwürstchen mit zwei Sorten Senf, scharf und nicht scharf. Dieses deftige Abendessen ist heute genau das Richtige. Garstige einstellige Celsiusgrade hat es draußen und im Laufe des Tages ist diese Kälte unsere Beine hoch gekrochen. Auch der Gedanke an lauwarme Delfinbecken hat das Frösteln nicht vertrieben. Das Essen hat rein gar nichts mit dem Meer zu tun und trotzdem reden wir den ganzen Abend über nichts anderes als Lagunen, Vaporettos, Hochwasser und Venezuela. Und Gorleben und die Wasserwerfer. Und Naumburg an der Saale. Und Brandenburg an der Havel. Aber auch das Dessert ist ohne Wasser: Ein weißer Traum aus Sahnequark, Ananas und Amarettini, deren Bitterstoffe als kleine krümelige Pünktchen daherkommen und uns völlig überraschen. Jetzt ist uns warm, auch ums Herz.

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