Dienstag, 5. Oktober 2010

Was gibt` s zu essen?

Auch wenn Nottie den irrationalen Momenten unserer Kochleidenschaft kein esoterisches Fünkchen zugesteht und ich bei den anderen nicht sicher bin, wie sie die magischen Momente unserer gemeinsamen Essen interpretieren, sind sie mehr als die Summe ihrer Teile, mehr als bloße Nahrungsaufnahme und mehr als einfach Tischgespräche. Unbestritten flüchtig hinterlässt der Geschmack unserer Gerichte durch zeitliche, räumliche, kontextuelle und temperaturspezifische Verläufe kleine großartige Eindrücke, die so ganzheitlich sind, dass ich ihnen sogar die Gänsehaut auf meinen Unterarmen zuordne. Natürlich kochen wir alle mit Liebe. Doch Geschmack ist nur möglich mit Konzentration auf die Zunge und einem elaborierten Sprachvermögen, der das Erlebte ästhetisch sorgsam in Worte kleidet. Ist essen elitär? Neben gut, sehr gut und interessant gibt es eine enorme Bandbreite an Wahrnehmungsmöglichkeiten, die sich individuell durchaus unterscheiden können, jedoch nicht allzu sehr unterscheiden sollten, wenn es darum geht, blumige Noten, Stufen von Schärfen oder cremige bis sirupartige Süßen herauszuschmecken und sich mit dezentem Kopfnicken gegenseitig zuzustimmen. Klar wird spätestens jetzt, dass das Essen der kreative Akt ist und nicht das Kochen, ohne die Leistung der Köchin herabwürdigen zu wollen. Diese Herangehensweise über den reflektierten Geschmack liegt implizit in unserer Kochgruppe. Das Gute ist, dass wir nicht darüber reden. Wir reden über ganz andere Sachen und der Geschmacksfilm läuft nur im Hintergrund ab. Mehrdimensionale Magie! Nottie, hol mich wieder runter!

1 Kommentar:

  1. Essen ist immer dann besonders, wenn es sich in das Geasmterlebnis fügt. Deswegen wird es nicht zu Nebensächlichkeit, sondern unterstreicht im besten Fall das Ensemble alle Genüsse (wie Musik, Gespräche, Ambiente). Und ja, Essen ist ein kreativer Akt, denn es löst ganz viele Emotionen aus, bringt damit Ideen zu Tage und öffnet den Geist für Neues.
    Marie

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